Kampf der Kulturen an den Finanzmärkten - Erlebnisse bei einer USA-Tour

Verliert Europa den Anschluss? Die Gefahr ist da, meint Jörg Wiechmann, Geschäftsführer des Itzehoer Aktien-Clubs (IAC). Und das hat auch Folgen für die Geldanlage. "Bedenkenträgerei, Besitzstandswahrung und Bürokratismus diesseits des Atlantiks - Risikobereitschaft, Zukunftsorientierung und Pragmatismus jenseits des großen Teichs." Das ist Wiechmanns Eindruck nach vier Wochen in den USA.

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Beispiel New York: Wo vor zehn Jahren die Pleite von Lehman Brothers die weltweite Finanzkrise ausgelöst habe, stünden die US-Banken heute mit Rekordgewinnen stärker da als zuvor. Anders in Europa und in Deutschland: Die Branche werde übermäßig reguliert, das Abschreiben fauler Kredite aus politischen Gründen verschleppt.

In Omaha erlebte Wiechmann das "Woodstock des Kapitalismus": Mehr als 40.000 Anleger aus aller Welt pilgerten zur Hauptversammlung von Super-Investor Warren Buffett. Riesiges Medieninteresse, per Bus anreisende Schulklassen, und das bei dem für Deutsche trockenen Thema Geldanlage. "Hierzulande unvorstellbar", sagt der IAC-Geschäftsführer, der in San Francisco und dem Silicon Valley den nächsten großen Unterschied zwischen neuer und alter Welt fand: Dort hätten Unternehmen wie Google, Facebook und Co., einst in Garagen gegründet, die digitale Weltherrschaft an sich gerissen und ihre Gründer zu Self-Made-Milliardären gemacht, während man solche Erfolgsgeschichten in Europa und Deutschland vergebens suche. "Milliardenvermögen werden hier quasi ausschließlich innerhalb von Familiendynastien vererbt." Und in Deutschland schleppe sich der Dieselskandal zäh wie Kaugummi durchs dritte Jahr, während in Kalifornien bereits selbstfahrende Autos unterwegs seien, "wenn auch noch nicht immer ganz unfallfrei". In Seattle schließlich erlebte Wiechmann beim Onlinehändler Amazon den weltweit ersten Supermarkt ohne Kassen mit digitaler Erfassung des Einkaufs - "volle Datenkontrolle für Amazon inklusive". Die EU dagegen habe gerade erst mit dem neuen Datenschutzgesetz ein Bürokratie-Monster eingeführt.

Fazit des IAC-Geschäftsführers: "Weder in der Politik noch in der Wirtschaft ist alles gut, was aus den USA kommt - und nicht alles in Europa ist schlecht." Doch hier dominierten Besitzstandswahrung und Festhalten an alten Strukturen, während jenseits des Atlantiks die Zukunft pro-aktiv gestaltet werde, und das in einer Zeit zunehmenden Wettbewerbs der politischen und wirtschaftlichen Systeme. Das bedeute für den Anleger: "Will man, dass sein Geld dort arbeitet, wo die Musik spielt, führt an einem nennenswerten Anteil US-Aktien im Depot kein Weg vorbei."

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